Eisberg-Jagd auf Island

Island war das erklärte Ziel unserer erweiterten "Norway"-Crew für dieses Jahr 2018. Nach einem einjährigen Planungsprozedere, fanden wir uns nun alle auf der Insel ein um herauszufinden ob es wirklich keinen McDonalds in aufIsland gibt?... Okay, das war es wohl nicht (jedoch gibt es tatsächlich keine Filiale des amerikanischen Fast-Food Riesen, die letze schloss in 2019). 

Aber vielleicht wollten wir rausfinden, ob es wirklich keine Bäume gibt? (Es gibt welche, aber wirklich nicht viele!) Doch das war es natürlich auch nicht! Es waren die unzähligen Naturschönheiten, die Wasserfälle, die Gletscher und Vulkangebiete, schwarze Sandstrände und grüne Hügel, Eisberge und das unendliche Abenteuer das einen auf der Insel aus Feuer und Eis erwartet. 

EINTRUDELN

Aus fast allen Himmelsrichtungen kamen Sie Eingeflogen. Hervé, Tobi und Hannah aus Göteborg, Mary-Kate und Carl aus Frankfurt, Julia und ich aus Vancouver und schließlich Merit aus Tallinn. Innerhalb von drei Tagen waren alle auf der Insel im Nord-Atlantik angekommen und in einer zum Airbnb umfunktionierten Schaaffarm kam es zum großen Wiedersehen. Es wurde gekocht, getrunken und allerlei Geschichten erzählt, hatten wir uns doch alle seit einer halben Ewigkeit nicht mehr gesehen. Ganz nebenbei wurden die Rucksäcke, die Ausrüstung, Nahrungsrationen überprüft und startklar gemacht, alles was für fast ein Jahr lang geplant wurde kam hier zusammen und unsere erste 5-Tages-Wanderung rückte näher. Es war durchaus interessant zu sehen wie alle versuchten ihr Gepäck auf Minimalgewicht zu trimmen und trotzdem auf alles und jedes Wetter vorbereitet zu sein. In einem Raum grübelten Tobi und Hannah, wieviel Packen Müsli sie einzupacken sind, in einem anderen versuchte Hervé Schaumstoffpolster um die Armriemen seines Rucksacks zu wickeln, da diese unter dem hohen Gewicht in seine Arme schnitten und im Wohnzimmer machten Carl und MK eine Inventur aller Gemeinschaftsessen, die sie bereits in Deutschland vorbereitet hatten. Diese Vorbereitung ist eine Erwähnung wert, denn nach einem Voting auf unserer Planungsseite, hatten es sich unser Camp-Chef-Carl und seine Assistenzköchen Mary-Kate, zur Aufgabe gemacht die ganze Truppe mit leckerem Gemeinschaftsessen zu versorgen. Soll heißen, die Zwei haben in wochenlanger Arbeit die Gerichte vorgekocht und verbessert. Auf dem Menü standen under anderem:

  • Japanische Ramen-Nudeln mit Rindfleisch und Ei
  • Cremiges gelbes Curry mit Reis
  • Mac'n'Cheese

Wie das alles geschmeckt hat erfährt ihr weiter unten. 

 

Generell war wie bereits erwähnt Minimalismus angesagt. Ein bis zwei paar Wandersocken, Unterwäsche, Wanderhose, keine kurze Hose (hallo kaltes Island-Wetter, tschüss heißes Kanada oder Europa), Wetterfeste Jacke, und natürlich Wanderschuhe standen bei allen ganz oben auf der Liste. 

DIE MONSTER WANDERUNG

Am letzten Tag vor unserer großen Wanderung begaben wir uns mit unseren zwei Mietwagen nach Hella, einem Ort welcher sich Nahe des "Ziels" (Skogarfoss) unserer Wandertour befindet und von welchem es einen Bus-Service zum "Start" gibt. Auf einem Campingplatz feierten wir noch schnell Hervé's und Julia's Geburtstag nach, wobei der Schnapps, welchen alle aus ihrer Wahlheimat mitgebracht hatten, zum Einsatz kam.

  • Cognac aus 🇫🇷 Frankreich
  • Honey-Whiskey aus den 🇺🇸 USA 
  • Minttu Pfefferminzschnapps aus 🇫🇮 Finland (welches wir hier mal als 🇪🇪 Estland durchgehen lassen)
  • 🇨🇦 Canadian Whiskey 
  • Zimtschnapps aus 🇩🇪 Deutschland 

Das gute an Island im Sommer ist, dass es nicht dunkel wird. Man kann bis in die Puppen draußen sitzen (sofern es das Wetter erlaubt) und verliert jegliches Gefühl von Zeit, was unausweichlich zu verblüfften Blicken aller führt, wenn es sich mal wieder wie 20 Uhr anfühlt ihr Wirklichkeit aber kurz vor Mitternacht ist. Nun aber rasch ins Bett und nach einer guten und warmen Nacht standen wir alle Abmarschbereit an der Bushaltestelle und warteten auf unser Vehikel, welches uns in das zwei Stunden entfernte Landmannalaugar bringen sollte. Plötzlich hörten wir ein WROOOM, WROOOM und das weiße Ungetüm bog um die Ecke. Irgendwie hatte jeder von uns einen dieser Reisebusse erwartet, doch es kam ganz anders und in etwa einer Stunde sollten wir wissen warum.

Die Fahrt nach Landmannalaugar dauerte etwa zwei Stunden und so nutzen wir die Zeit für die mentale Vorbereitung auf die große Wanderung, ein Schwätzchen und Aufladen sämtlicher Smartphones. Nach etwa einer Stunde bog das Fahrzeug querfeldein und da waren wir... im Nirgendwo. Kein Haus, ein Hauch von einer Straße und dann kam der erste Flusslauf. Unser Mercedes Sprinter auf Steroiden verlangsamte seine Fahrt um dann ganz gemächlich quer durch den Fluss zu fahren - Da waren wir, mitten im Abenteuer. Es sollte nicht der letzte Fluss sein den wir so überquerten und die Abenteuerlust in der Truppe stieg weiter bis wir schließlich im "Basecamp" ankamen. 

Wir starteten unsere Wanderung und Island fuhr direkt die scharfen Landschaftlichen Geschütze auf, hier Schneebedeckte Berge, da Lavagestein, Geysire und natürliche geothermische Becken. Unser erstes Etappenziel war das 12km entfernte Hrafntinnusker, welches laut isländischer Behörde zu großen Teilen im Schnee liegt, weshalb eine weitere Etappe empfohlen wurde. Wir kamen gut gelaunt auf der Hütte an und gönnten uns erstmal ein ausgiebiges Mittagessen mit Kaffee und Tee im Anschluss. Dann entschloss sich die Gruppe dem Rat der Isländer zu folgen und noch eine weitere Etappe an diesem ersten Tag zu machen und für weiter 12km nach Alftavatn zu wandern, welches schneefrei galt. Nachdem wir nach insgesamt 24km und 7,5 Stunden Fussmarsch mit Schwerstgepäck (am ersten Tag hat man noch all das Essen im Rucksack) auf dem Rücken, im Camp ankamen, zog ein heftiger Sturm auf. Das war wirklich eine Szene für die Götter. Überall wuselten Leute herum und versuchten ihre Zelte aufzustellen, was angesichts der hohen Windgeschwindigkeiten wahrlich kein leichtes Unterfangen war. Auch Julia und ich hatten Probleme unsere Zelt zu zweit aufzustellen und es war nur mit Hilfe von insgesamt 5 Leuten möglich, es zu stabilisieren und die Heringe in den Boden zu rammen. Wow! Das war schon recht extrem, doch wir schafften es alle vier Zelte aufzustellen und mit kleinen Steinmauern zu verstärken, aber die Zelte tanzten bedrohlich im Wind und so langsam kam die Frage auf: "Kann man so überhaupt einschlafen?".

Man, kann!... Aber nur weil der Wind nachgelassen hatte - was waren wir glücklich alle lebend am nächsten Morgen die Äugeln aufzumachen. Der Morgen war ausgesprochen ruhig und auch die Sonne schaute vorbei, sodass wir in aller Ruhe die Zelte packen konnten und nach einem gemeinsamen Frühstück uns auf zur nächsten Etappe machten. 

Eine der großen Freuden auf diesem Trail, sind die zahlreichen Flussüberquerungen, die man hinter sich bringen musst. Flussüberquerung, so mit Brücke und so? Mitnichten, es geht mit hochgekrempelten Hosen und Rucksack querfeldein durch das Wasser auf die andere Uferseite. Ist das Wasser warm? Nein! Tut das den weh? Ja! Macht es spaß? Ja, riesigen sogar! Die Flussüberquerungen waren eines unserer Highlights auf Island, denn nur wenn wir knietief durch das eiskalte Wasser wateten, die Füße langsam taub wurden während man gegen die Strömung ankämpfte und den Rucksack auf dem Rücken balancierte, genau dann fühlten wir uns wie richtige Abenteurer - ein ganz tolles Erlebnis!

Ganz nebenbei ist es auch eine wohltuende Angelegenheit für die Füße nach 5 Stunden Marsch mal eine Abkühlung zu bekommen.

Ein weiteres Highlight auf einer solch langen Wanderung sind natürlich die Pausen bzw. das Abendessen nachdem das Lager aufgestellt wurde und sich jeder im Kreis um die Camping-Kocher, welche mit lautem Getöse Wasser erwärmen, einfindet, Oft saßen wir im Kreis und jeder reichte sein Essen zum probieren herum, Gulasch, Beef Jerky, Pasta oder Beef Stroganoff, das schmeckt alles himmlisch wenn man endlich auf einem Stein sitzt, die Gesellschaft genießt und hier und da ein Schlückchen Whiskey zu sich nimmt. Na wenn das mal nicht wahre Lagerfeuer-Romantik ist, dann weiß ich auch nicht. 

 

Ich könnte hier unendlich weiter machen, erzähle euch die Details aber dann doch lieber persönlich ;)

 

Die letzte Etappe am letzten Tag war dann natürlich die mit dem größten Anstieg. Zu diesem Zeitpunkt mussten wir leider auf Hervé und Merit verzichten, da Merit aufgrund ihrer Erkältung lieber am Vortag zuvor den Bus zum Campingplatz genommen hatte. So marschierten wir sechs los und es ging direkt bergauf durch einen mit Grün bewachsenen Canyon. Einige Zeit später fanden wir uns in dichtem Nebel wieder, der uns Sonne und somit auch die Wärme nahm. Als wurden wieder eins, zwei Lagen Klamotten draufgelegt und weiter ging es zu unserem Etappenziel - einer Hütte auf der Spitze des Berges. Apropos Berg, eigentlich liefen wir zwischen zwei massiven Gletschern hindurch - jedoch konnten wir davon nicht allzu viel sehen, ob des Nebels. Der Schnee durch den wir stapften, ließ uns aber ahnen, dass wir nah dran sind. Wir wären aber nicht auf Island, wenn sich zu dem Gletscher auch nicht noch ein Lavafeld hinzugesellt und so watschelten wir erst durch Schnee und dann durch messerscharfes Lavagestein - Jawoll! Das ist Island!

Von da an ging es fast nur noch Bergab, was eine schöne Abwechslung war, sich jedoch auch bei den Knien bemerkbar machte. Der Schnee nahm ab und die Landschaft wurde saftig grün. Immer folgten wir entlang dem Skogar-Fluß, der doch schlussendlich mit einem großen Wasserfall das Ende markieren sollte. Dann sahen wir sie, am Horizont, eine Straße... die Straße... Da ist das Ziel. Juhu! Die Freude war riesig, das Tempo wurde erhöht. (was wir zu diesem Zeitpunkt nicht wussten: nur weil man die Straße sieht, heißt das noch lange nicht, dass man nah dran ist - mehr als 2 Stunden sollten wir bis zum Wasserfall noch benötigen).

 

Wow! Okay, bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir schon einiges an Wasserfällen gesehen, aber der hier war wie aus einem Bilderbuch - der ganze Fluss ergiesst sich über eine gerade und scharfe Kante nach unten - Wahnsinn. Über eine Treppe gelangen wir nach unten zum Campingplatz.

 

WIR - SIND - AM - ZIEL!

 

Es wird sich umarmt, Biere werden geöffnet und die Vorbereitungen für ein grandioses Hamburger-Dinner starten. Alle sind komplett im Eimer und diese Feier ist das letzte Aufbäumen, bevor wir alle in einen langen und guten Schlaf fallen.

ROAD TRIPPING

Weiter ging es mit einem Road-Trip, einmal komplett auf der Ringstraße die Insel umrunden. Hier und da mal eine Wanderung und Abends schön gemeinsam draußen sitzen und die Natur genießen. Es würde den Rahmen sprengen, wenn ich hier nun alle Erlebnisse aufzählen, weshalb ich mich auf zwei Besondere beschränken.

 

Duschen war sicher keine Tugend unserer Truppe, wenn sich aber alle dafür entscheiden, dann ist das ne dufte Sache. Wenn man keine Dusche braucht, dann braucht man auch nicht zwingend einen Campingplatz, weshalb wir uns mehrfach für Wildcamping entschieden haben. Die Vorteile liegen auf der Hand: freie Platzwahl und oft auch an landschaftlich schönen Orten fernab von der Straße, keine anderen Leute, kostenlos, mitten in der Natur usw. Es kann auch Nachteile geben, wa? Da wären zum Beispiel keine Toiletten, kein fließend Wasser, Tiere?

 

The Good

Einmal fanden wir einen tollen Platz an einer kleinen Klippe direkt am Meer mit toller Aussicht. Hier ließen wir uns nieder und genossen einen tollen Abend gemeinsam. Carl kochte eines seiner Spitzendinner, wenn ich mich recht erinnere war es hier indisches Curry...hmmmm himmlisch! Als Nachtisch machten wir Popcorn und gönnten uns dazu ein bisschen "Muntermacher". Dabei saßen wir auf Felsen, im Gras und auf Hervé Luft-Sofa während Hannah friedliche Lieder auf ihrer Ukulele spielte, schauten wir uns den Sonnenuntergang an.

 

The Ugly

An einem anderen Tag hatten unsere "Pioniere" auf der Karte verschiedene potentielle Plätze herausgesucht. Platz eins und zwei, waren nix. Nummer drei sah auch nicht gerade verheißungsvoll aus, doch die Sonne war bereits untergegangen und es wurde kälter. Ein Team stellte die Zelte auf, während ein zweites Team mit den Essensvorbereitungen begann. Es wurde recht schnell kälter und wir suchten nach einem warmen Unterschlupf. Mit geistreichem Erfindertum parkten wir unsere beiden Kombis Kofferraum an Kofferraum und klebten zwei Regenponchos als Windschutz mit Panzertape an die Seiten. Beim Aufbau dieser Konstruktion wurde natürlich herzlich gelacht, doch als wir schließlich in die Kofferräume mit umgeklappten Sitzen stiegen waren wir doch verwundert wie warm es darin war und so verbrachten wir einige Zeit in unserem Provisorium mit Essen, Trinken und jede Menge Gelächter. 

FAST NACH HAUSE KOMMEN

Weil wir last-minute zur Hochzeit von Jackie und Matthew auf Vancouver Island eingeladen wurden, mussten Julia und ich schon am Freitag zurück nach Vancouver fliegen. Nach fast zwei Wochen Island, hieß es daher für uns noch nicht nach Hause kommen, aber direkt weiter mit dem Auto zur Fähre. 

 

Die Hochzeit an sich ist natürlich eine Erzählung wert und ich werde euch in einem der nächsten Artikel davon berichten.

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Kommentare: 1
  • #1

    Tobi (Sonntag, 30 September 2018 02:13)

    Awesome! :)

    Duschen ist halt meist eine „dufte“ Sache :D

    BTW: Das Panorama Bild scheint nicht in voller Auflösung hochgeladen zu sein.

    Freuen uns auf den Hochzeitsbericht ;)

    LG