Typisch Kanada - Teil 4

Kanada ist anders als Europa und anders als die USA. Genau diese Unterschiede und die Besonderheiten versuche ich in dieser Artikel-Serie zu beschreiben. Was ist denn typisch für Kanada? Eishockey, na klar! Bären, auch klar! Was es sonst noch gibt erfahrt ihr hier, im vierten Teil meiner Mini-Serie von "Typisch Kanada". Viel Spaß!

 

 

 

 

Hier findet ihr Teil 1, Teil 2 und Teil 3 der Serie.

ALLES NACH MAß

Viele kennen es ja von den Vereinigten Staaten - das Problem mit den Maßeinheiten. Jep, dort drüben messen sie in Inches (In) und Fuß (ft.) oder Gallonen und Meilen. Das ist insbesondere ärgerlich, da sich fast die ganze restliche Welt dem metrischen System verschrieben hat. Aber nicht so die US-Amerikaner, die bleiben ihrem imperialen System treu. 

 

Kanada hat zu diesem Thema aber auch keine klare Stellung bezogen und befindet sich irgendwie zwischen den Stühlen zwischen altem europäischer Herkunft und Einfluß von ihrem Nachbarn im Süden, namentlich den USA. 

 

In Kanada werden Distanzen und Geschwindigkeiten in Kilometern (km) respektive in Kilometer per Stunde (km/h) gemessen - das kennen wir, das freut uns! Und auch wenn man mal zu viele Kilometer zurückgelegt hat und man aufgrund eines leeren Tanks die nächste Tankstelle anfährt, ist man erfreut wenn die Preise per Liter angegeben werden (und nicht per Gallone wie in den USA). Auch die Temperatur wird in Grad Celsius gemessen, was wir als sehr angenehm empfinden, da das Fahrenheit-System nun wirklich gelinde gesagt, ein bisschen bescheuert ist (Meinung des Autors). 

 

Leider war es das dann auch schon mit Überschneidungen mit Maßeinheiten, überall sonst finden wir das Imperiale System. Das Steak wird in Unzen (oz.) im Restaurant angegeben, die Größe einer Person in Fuß (ft.) und da Bier im Pub als Pint ausgegeben (0.57 Liter). Witzig wird es dann beim Kochen bzw. Backen, wenn alle Angaben in den Rezepten in 1/4 cup, 1/2 cup, 1 cup usw. angegeben werden. Natürlich kann man googeln und rausfinden was ein cup ist und dann mit dem Messbecher die Menge bestimmen, jedoch gibt es hier drüben ein cooles Utensil dafür: Measuring-Cups, kleine Töpfchen welche exakt der Menge 1/4, 1/2, 1 cup einsprechen. Haben wir zuvor, so noch nicht gesehen, macht aber echt Spaß damit (siehe Bild). 

AUFZUG - DIE HÖLLENMASCHINE

 

In Kanada gibt es eine Aufzugsetikette wie ich sie in Deutschland, in einem solchen Ausmaß, noch nicht gesehen habe. Es geht um das Aufhalten der Aufzugtüre, sodass andere Aufzugfahrer, sicher einsteigen können, ohne dass sie die automatischen Türen zerquetschen. Hier in Kanada wir das ganze aber ein bisschen übertrieben. Bei jeder Aufzugfahrt ist dieser eine Kerl dabei, der für alle die Tür aufhält und das ohne den Tür-auf-Knopf zu bedienen, nein, nein... mit dem Arm wird das gemacht und zwar bis der letzte den Aufzug verlassen hat. Heldenhaft! Es hat irgendwie den Anschein als ob irgendwann mal in Kanada einer vom Aufzug zerquetscht wurde und seitdem jeder überaus vorsichtig mit diesen Höllenmaschinen ist.

 

Als wir eines Tages am Canada Place ein Mietauto abholten und der Hotelpage (nennen wir ihn Arnold) mit mir auf den Aufzug wartete passierte folgendes:

 

Der Aufzug kam an und mit ihm ein Mitarbeiter der Autovermietung (den nennen wir Larry), die Tür öffnete sich und Larry hält sofort mit seinem Arm die Tür auf. Das lässt Arnold der Hotelpage aber nicht auf sich sitzen und streckt auch seine Arme aus und bedeutet dem Larry doch den Aufzug zu verlassen. Aber nicht mit Arnold, der ist ein Kämpfer und nickt Larry und mich mit seinem Kopf hinein. Ich stehe nur verdutzt da und weiß gar nicht wie wir diese unangenehme Situation, welche sich wie eines dieser Westernduelle anfühlt, nun lösen. Alle schauen sich an - nichts passiert. Sekunden rinnen dahin... Doch dann fasse ich mir ein Herz und mache einen Schritt in den Aufzug während meine zwei Helden weiterhin heroisch die Tür aufhalten, ich mein..ich könnte ja zerquetscht werden wie in einem dieser "Final Destination"-Filmen. Platt wie ne Flunder, aber nicht heute, nicht mit diesen zwei Gentlemen, Danke Arnold und Larry! 

ZICK-ZACK DURCH DIE STADT

Weil Städte in Nordamerika meist von Grund auf geplant wurden, haben die Straßenzüge meist das typische Kreuz-Muster. Das führt zu einigen Unterschieden im täglichen Leben, welche ich euch hier aufzeigen will. 

 

Aufgrund dieser Anordnung sind alle Straßen recht lang. In Vancouver Downtown z.B. gehen die meisten Straßen von West nach Ost und Nord nach Süd, ohne Unterbrechung. Dies führt zu unheimlich hohen Adressnummern. Wenn wir uns also mit Freunden verabredet, dann wird oft eine Kreuzung a là "Nelson Ecke Burrard Street" als Treffpunkt genannt, was einem häufig einen guten Eindruck davon gibt, wo und wie weit sich eine Kreuzung befindet (im Vergleich zu Hausnummern). 

 

Weiter bekommt man auf die Frage "Wie weit muss ich da laufen?" eine Antwort wie etwa "Ach, das sind nur fünf Blocks!" und jeder hat ne Idee davon wie weit das in etwa ist. 

 

Wenn wir von irgendwo in der Stadt nach Hause laufen, dann oft nach Lust und Laune im Zack-Zack. wir können förmlich an jeder Kreuzung entscheiden ob wir abbiegen oder weiterlaufen. Insbesondere hat man so auch meist eine Fussgänger-Ampel die grün ist (bzw. hier ist sie weiß) und so gehen wir häufig auf unterschiedlichen Pfaden nach Hause, wie es die Ampeln halt gerade diktieren :) 

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Kommentare: 1
  • #1

    Joris (Dienstag, 22 Mai 2018 06:51)

    Das mit den Cups kannte ich, finde es lustig aber irgendwie auch merkwürdig :-)
    Und die Straßen "Blocks" haben halt auch nichts charmantes mehr an sich, komm einfach wieder nach Good old Germany und Frankfurt ist DFB Pokal Sieger, wenn das mal kein guter Grund ist :-)
    Hahahahahah ich akzeptiere die Datenschutzerklärung hahahahah, ich kotze!!!!
    Ich schlage DSGVO als Unwort des Jahres vor!!!!