Das Wandern ist des Müllers Lust

Die Vancouveraner sind ganz verrückt nach Allem was Outdoor ist. Das ist natürlich ganz nach unserem Geschmack und daher widmet sich dieser Artikel voll und ganz unserer Wanderlust.

 

Seitdem der Sommer in Vancouver eingekehrt ist, versuchen wir es jedes Wochenende raus in die Natur zu schaffen. Bei der Fülle an Wanderwegen fällt es uns gar schwer einen aussuchen, denn die Bilder der Aussichten sind meist sehr verheißungsvoll. 

 

Vier dieser Wanderungen habe ich für euch in diesem Artikel zusammengefasst. Ein vier-in-eins Artikel. Viel Spaß beim Lesen.

Auf der folgenden Karte sind die Berge eingezeichnet, welche wir bestiegen haben. Alle liegen im Umland von Vancouver.

LAKE GARIBALDI

Die Wanderung zum Lake Garibaldi im Garibaldi Provincial Park haben wir am 27. Mai unternommen. Der See liegt etwa 1 std 15min per Auto von Vancouver und ist einer von diesen türkisnen Seen für die British Columbia so bekannt ist. Wir liehen uns ein Car2Go um dort hinzukommen. Die Wanderung ist 18km wobei man 810 Höhenmeter zurücklegt, also eher mittel-schwer. Der erste Teil der Strecke führt im Zickzackkurs durch den Wald nach oben und auf diesem Stück legt man auch fast die gesamten Höhenmeter zurück. Wir staunten nicht schlecht als bereits nach wenigen Windungen Schnee auf dem Wanderweg zu sehen war. Wir dachten uns: "wenn hier schon Schnee liegt, wie sieht es dann erst dort oben aus?".

Und so zirkelten wir uns über die wenig abwechslungsreiche Landschaft nach oben. Windung über Windung ging es weiter und weiter nach oben, bis wir irgendwann in einer Schneelandschaft standen. Das war ein tolles Bild, wir in kurzen Hosen und T-Shirts und um uns herum alles weiss! Wir kamen zu einem kleinen See, welcher größtenteils mit Schnee bedeckt war. Die Ränder waren jedoch frei und ließen einen bläulich-grünen Schimmer durch und erinnerte an eine Schlittschuhbahn.

Wir stapften weiter durch den Schnee. Dieses letzte Stück war nicht sehr anstrengend, da wir uns quasi auf einem Plateau befanden, und es ging nicht mehr steil bergauf sondern eher querfeldein durch den Schnee. Nach einer Lichtung kamen wir zu einer Holzbrücke welche direkt am See lag. 4,5 Stunden...puh! Erschöpft und hungrig nahmen wir das Bergpanorama auf. Garibaldi Lake ist ein Bergsee umgeben von einer Bergkette und vor uns tat sich ein Winterwonderland auf.

Wir wollten eine Belohnung und siehe da wir hatten für diesen Moment vorgesorgt. Hatten wir uns doch alle Zutaten für einen guten Hamburger eingepackt. Mit unserer kleinen Camping-Küche machten wir uns ans Werk und keine 10 Minuten später...

... und ja, er hat genauso gut geschmeckt wie er ausschaut. Yummy!

 

Am Ufer des Sees befindet sich auch ein Campingplatz und von hier kann man weitere Wandertouren starten. Wir aber machten uns nach einer ausgiebigen Rast so langsam wieder auf den Weg nach unten. Das Wetter hielt und

ELFIN LAKES

Dies war unsere erste Wanderung mit Übernachtung. Die Elfin Lakes sind zwei kleine Bergseen und befinden sich ebenfalls im Garibaldi Provincial Park, gleich um die Ecke vom Lake Garibaldi. Dort oben erwarteten uns hölzerne Plattformen auf denen wir unser Zelt aufschlagen wollten, die offizielle Website versprach einen spitzen Ausblick. Sehr selbst!:

Das die Realität ein klitzekleines bisschen anders aussah, dazu kommen wir später...

 

Mit Zelt und Rucksack machten wir uns also auf den Weg nach oben. Ähnlich wie beim Garibaldi-hike begann sich der Schnee schon nach kurzer Zeit zu häufen. Wir dachten schon "hmm... wie wird das wohl da oben aussehen?!". Nach knapp drei Stunden kamen wir auf eine große Lichtung, welche komplett mit Schnee bedeckt war. Eine kleine Schutzhütte stand dort und ein kleines einsames Toilettenhäuschen. 

Die Markierung zeigte weiter einen Hügel hinauf und führte auf einen Bergkamm. So stampfen wir mit unserem Marschgepäck weiter durch den Schnee und ja, es war anstrengend! Nach jeder Bergkuppe und jedem Hügel wähnten wir die Elfin Lakes zu erblicken, doch jedes mal würden wir enttäuscht. Die Beine wurden schwerer und es begann bereits langsam zu dämmern. Wir hofften bald unser Ziel zu erreichen. Und dann endlich, nach einem weitern Hügel sahen wir die Seen und die Schutzhütte.

Beim Nüsse futtern, gesellten sich einige Vögel zu uns und landeten auf unseren Händen, Köpfen, Rucksäcken usw., ein tolles Erlebnis im Einklang mit der Natur.

Die Markierung zeigte weiter einen Hügel hinauf und führte auf einen Bergkamm. So stampfen wir mit unserem Marschgepäck weiter durch den Schnee und ja, es war anstrengend! Nach jeder Bergkuppe und jedem Hügel wähnten wir die Elfin Lakes zu erblicken, doch jedes mal würden wir enttäuscht. Die Beine wurden schwerer und es begann bereits langsam zu dämmern. Wir hofften bald unser Ziel zu erreichen. Und dann endlich, nach einem weitern Hügel sahen wir die Seen und die Schutzhütte. OMG, wir waren so erschöpft!

 

Als wir näher kamen, sahen wir eine Gruppe von Leuten, welche gerade ihr Zelte Aufbauten. Ich schaute mich um und sah nicht viel außer Schnee. Weit und breit kein Holzplateau?! Ich fragte einen Mann, wo denn die Holzplateaus seien. Dieser zeigte mit seinem Finger nur auf den Boden und sagte "Etwa drei Meter unter uns!". Verdammt! 

Zum ersten mal in unserem Leben schlugen wir ein Zelt auf Schnee auf und hofften die Nacht überleben zu können. Julia legte zwei weitere Kleiderschichten auf und wir brachten das Zelt in Stellung.

In der Schutzhütte machten wir es uns gemütlich und aßen, neben anderen Wanderern, Nudeln mit Tomatensoße. Nachdem wir uns bei einer weiteren Tasse Tee aufgewärmt hatten, machten uns zurück zu unserem Zelt. Wir schlossen alle Schotten und bereiteten uns auf eine kalte Nacht vor. Ziiiiiiip....schloss sich unser Zwillingsschlafsack und nach kurzer Zeit war es mollig warm. Nach einer kurzen Lektüre schliefen wir beide ein.  

 

Als wir am nächsten morgen erwachten, waren wir froh noch am Leben zu sein. Aber alles war nur halb so wild gewesen. Julia hatte ein bisschen gefroren, jedoch hatte ich mich größtenteils als gute Heizung bewährt. Jetzt wissen wir, dass wir mit unserem Zelt auf Schnee übernachten können und unsere Isomatten einen guten Job machen. 

 

Zufrieden und mit dem Gefühl echte Abenteurer zu sein, wanderten wir nach unten und freuten uns bereits auf eine warme Dusche in unserem Apartment in Vancouver.

GOLDEN EARS

 

Diese Wanderung machten wir mit einer Gruppe für die man sich im Internet Einschreiben kann. Mit zwei Autos fuhren wir zu den östlich von Vancouver liegenden Golden Ears Provinical Park, worin sich der Alouette Lake befindet. 17km ist dieser Wanderweg lang und 11oo Höhenmeter werden dabei zurückgelegt.

 

Die Gruppe war bunt gemischt, Jung und alt, verschiedenster Herkunft. Wir sprachen recht lange mit Luigi (Wo der wohl herkommt..na? na?... Na klar, Bella Italia) und er erzählte uns wie er mit seiner Frau nach Vancouver kam. Zu Hause ist er ein Anwalt, hier, aufgrund mangelnder Lizenz, erstmal nur Mitarbeiter in einer Anwaltskanzlei. Luigi entspricht so ziemlich allem was man von einem Italiener erwartet. Er hat Temperament, bewegt die häufig die Finger zu der typischen Geste und hat diesen wunderbaren italienischen Akzent - einfach herrlich! 

 

 

Ansonsten war es das übliche Bild. Nach wie vor gab es Schnell, die Temperaturen waren aber sommerlich. 

 

 

Es hat Spaß gemacht und wir werden sicherlich wieder mit einer Wandergruppe in die Berge fahren - eine tolle Angelegenheit.

THE CHIEF

Die letze Wanderung in diesem 4-1-Artikel ging zum "Chief" bzw. "Stawamus Chief", ein sehr beliebter Wanderweg unweit von Vancouver entfernt (direkt bei Squamish). 

 

Dieses Mal hatten wir unseren Freud William oder Wilhelm oder Willy im Gepäck. William haben bei einem "deutsch"-Treffen hier in Vancouver kennengelernt. Er hat deutsche Vorfahren und hat es sich daher zur Aufgabe gemacht, unsere Sprache zu lernen. Das soll jetzt nicht heißen, dass wir mit ihm die ganze Zeit Deutsch reden. Ganz im Gegenteil, eigentlich sprechen wir ausschließlich Englisch, dabei könnte der Gute durchaus ein bisschen Übung gebrauchen (Sorry Will).

Das coole am Chief ist, dass man drei Bergspitzen zur Auswahl hat und damit die Wanderung je nach belieben verlängern oder verkürzen kann. Wir entschieden uns Spitze #2 und #3 anzugehen. Der Wanderweg führt um den mächtigen Granitfelsen (The Chief!) herum und endet schließlich oben drauf. Es geht durchgängig bergauf, teilweise recht steil - ein gutes Workout bei dem der gesprächige William (und Norbert) hin und wieder zu einer Sprechpause gezwungen wird. 

Oben angekommen ließen wir uns unsere selbst gemachten Wraps, Früchte und Müsliriegel schmecken. William versuchte eines der zahlreichen Erdhörnchen vor seine Kameralinse zu bekommen, während wir schlichtweg den Wolken zusahen wie sie sich langsam ihren Weg durch das Tal bahnten. 

Ich möchte diesen Artikel mit einem Bild schließen, welches William auf unserer Wanderung von mir geschossen hat. Es trägt den Namen "Wandern macht Spaß".

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Kommentare: 7
  • #1

    Nobby (Sonntag, 10 September 2017 19:25)

    Hast ja Recht gehabt Joris, hier wurde schon lange nix mehr neues gepostet. Dafür gibts diesmal einen größeren Artikel und ich gelobe Besserung. Auf bald!

  • #2

    Joris (Montag, 11 September 2017 09:49)

    :-) soso Wandern macht also Spaß, eigentlich passt das Bild überhaupt nicht zu Dir oder Du hast gerade in den Rucksack geschaut und festgestellt das der Snack zu Hause liegen geblieben ist.
    Danke für die tollen Eindrücke - es macht Lust auf mehr ;-) also dran bleiben damit wir etwas mit "er-"leben können.
    Viel Spaß noch und bis nächste Woche.
    Freu mich
    LG Joris

  • #3

    Tobi (Sonntag, 17 September 2017 04:54)

    Sehr sehr nice!
    Ich vermisse die Berge von dort immer noch.
    Genießt daher die Zeit in Kanada weiterhin!

    VG

    P.S.: Die Schutzhütte habt ihr wohl "2x entdeckt"!? :-)

  • #4

    Nobby (Montag, 18 September 2017 22:10)

    Ja wir geben unser Bestes. Aber so langsam geht es mit dem Wetter dem Herbst entgegen.

    Da waren wirklich zwei Schutzhütten - unfassbar!

  • #5

    Sandra (Freitag, 22 September 2017 12:31)

    Beeindruckende Bilder.. ich hoffe sehr, dass wir irgendwann die Wanderungen zusammen unternehmen können und ihr uns alles zeigen könnt.. �

  • #6

    Nobby (Freitag, 22 September 2017 13:30)

    Das hoffe ich auch Sandra. Sobald der kleine alt genug ist, gibts einen Kanada Adventure Trip und wir zeigen ihm alles :)

  • #7

    Regine (Samstag, 23 September 2017 07:27)

    Mit Verspätung kommt mein Eintrag ich bin so was von überrascht mein Sohn und Wandern früher brauchten wir alle Überredungskünste das er überhaupt gelaufen ist also alles was recht ist Hut ab ,aber diese Landschaft lässt wirklich an Wünschen nichts übrig.Ihr seid richtige Globetrotter geworden